Medienkonsum bei Kleinkindern und Kindern

Medienkonsum bei Kleinkindern und Kindern

Erhöhter Medienkonsum schadet Ihrem Kind!

Im Laufe der Jahre hat sich in meinem therapeutischen Alltag vieles und vor allem eins verändert: Die Zahl der Kinder, die nicht in die Sprache kommen, ihre eigene Sprache sprechen, keinen Blickkontakt aufnehmen und nicht auf Ansprache reagieren, hat sich alarmierend erhöht.

Während des Anamnesegespräches mit den Eltern ergibt sich häufig, dass bereits Kinder ab ca. einem Jahr Medienkonsum haben – teilweise über viele Stunden täglich und dies über mehrere Jahre hinweg. Irritiert sind Eltern erst dann, wenn die Sprache im dritten Lebensjahr noch immer ausbleibt, bzw. die Kinder ihre eigene Sprache sprechen und Verhaltensauffälligkeiten zeigen.

In der wertvollen frühkindlichen Zeit müssen Kinder in Interaktion mit einem Du gehen und die Welt entdecken. Dies bleibt ihnen jedoch vor elektronischen Endgeräten verwehrt! (Sprach-) entwicklungsstörungen sind häufig die Folge, denn Handy, Tablet und Fernseher sind kein adäquater Ersatz für einen Kommunikationspartner und auch keine deutsche Sprachschule.

Da viele Eltern nicht wissen, dass erhöhter Medienkonsum für Kinder schädlich ist, möchte ich an dieser Stelle aufklären und über die negativen Auswirkungen des erhöhten Medienkonsums informieren.

Lesen Sie hierzu bitte folgenden Artikel bis zum Schluss:

Ziele der Logopädie bei Kleinkindern

In der Therapie möchte ich ein ganz konkretes, greifbares Lernumfeld kreieren, welches einen direkten Bezug zum kindlichen Alltag herstellt, so dass die Kinder lernen, die Welt physisch und eben nicht medial zu be-greifen. Finden Sie hierzu Spielideen, Fotos und Beispiele aus meinem Therapiealltag und meiner logopädischen Arbeit mit Kindern.

Primäres Ziel der logopädischen Arbeit ist der Blickkontakt: Dem Kind gegenüber ist ein Du, das gezielt Sprache an das Kind richtet und an dieses Du kann das Kind wiederum gezielt Sprache richten. Kind und Kommunikationspartner haben eine Be-ziehung, be-ziehen sich aufeinander und teilen ein gemeinsames Drittes, z. B. einen Gegenstand, über den sie sprechen. Das ist die Basis einer jeden Kommunikation und somit auch die Grundlage für jede logopädische Arbeit. Weiterhin hat die Logopädie die Intension, das Alltags- und Weltwissen und somit den Wortschatz und die Äußerungslänge der Kinder ganz konkret in der Spielsituation zu erweitern.

Vielleicht ist mein Denken nicht wirklich zeitgemäß, wenn ich mir den Fortschritt in der digitalen Welt anschaue und ja, ich erkenne den Segen der Digitalisierung durchaus an. Doch ich bin mir auch der Auswirkungen und der Gefahren auf die Sprachentwicklung und das Sozialverhalten der Kinder bewusst, ich erlebe diese täglich. Meine Erfahrung geht auf 10 Therapiejahre in der Kinderlogopädie zurück, ich beziehe mich folglich nicht auf wissenschaftliche Studien sondern mein tägliches Erleben. Die Medien sind omnipräsent und somit auch nicht mehr aus dem kindlichen Alltag wegzudenken. Kinder verbringen offensichtlich selbstverständlich viele, viele Stunden vor diversen Bildschirmen.

Symptome, die Kinder mit erhöhtem Medienkonsum zeigen,

sind nach meiner Erfahrung folgende: Die Kinder

  • nehmen keinen Blickkontakt auf.
  • zeigen kein Interesse an ihrem Du.
  • reagieren nicht auf Ansprache oder ihren Namen und
  • leben häufig wie in ihrer eigenen Welt.
  • entwickeln ihre eigene Sprache, die für den Kommunikationspartner komplett unverständlich ist oder rezitieren Fragmente aus Filmchen, deren Inhalt sie selbst nicht verstehen und der nicht in die Gesprächssituation passt.
  •  zeigen auch Abhängigkeiten; ohne Medien geht es nicht mehr.
  • zeigen auf sekundärer Ebene Verhaltensauffälligkeiten. Denn kann sich ein Kind nicht verständlich machen, seine Bedürfnisse nicht äußern und versteht es Sprache nicht, schafft dies selbstverständlich Leidensdruck.

Sprache bedeutet Kommunikation! Und Kommunikation richtet sich, wie oben bereits erwähnt, stets von einem ICH an ein DU und bezieht sich auf ein gemeinsames Drittes, einen gemeinsamen Inhalt. Die Unterhaltungselektronik redet nicht mit uns und unseren Kinder, sie stellt unsere Kinder nur ruhig!

Folgende Aussage von Steve Jobs, dem Gründer von Apple und Erfinder des Tablets sollte uns zu denken geben, als er auf die Frage der New York Times „… Ihre Kinder müssen das iPad lieben, oder?“ antwortete:

„Sie haben es noch nicht verwendet. Wir schränken die Zeit, die unsere Kinder zu Hause mit Technologie verbringen, ein.“Steve Jobs

Mein Appell an alle Eltern: Die Dosis macht das Gift

Minimieren Sie die Bildschirmzeit Ihrer Kleinkinder und Kinder auf ein Minimum bzw. Ausnahmesituationen. Psychologen empfehlen maximal 30 Minuten Medienkonsum ab dem 3. Lebensjahr. Ich verstehe Notsituationen wie Krankheit oder Ruhephasen nach einem langen Arbeitstag, eine lange Zug- oder Autofahrt. Das Handy, das Tablet, der Fernseher dürfen jedoch nicht zum Spielzeug und Alltagsgerät Ihres Kleinkindes und Kindes werden oder gar zur digitalen Kinderbetreuung avancieren! Wie soll Ihr Kind das Kommunikationsverhalten, das über den Blickkontakt bestimmt wird, erwerben? Wie soll sich ein kindliches Gehirn, das sich mitten in der Reifung befindet, entwickeln können, wenn es keine Reize bekommt? Wie soll Ihr Kind praktisches Weltwissen erwerben, wie soll es seinen Wortschatz entwickeln, wenn es die Welt nicht mit den eigenen Händen be-greifen kann? Deshalb meine Bitte: Reflektieren Sie Ihre eigene Medienzeit in Anwesenheit Ihres Kindes sowie die Medienzeit Ihres Kindes und schauen Sie, wo Sie diese reduzieren und wie Sie kindgerechte und sinnvolle Alternativen schaffen können. Bitte teilen Sie diese Information auch mit Ihrer Kinderbetreuung und den Großeltern.

Hier finden Sie weiterführende Links zum Thema Medienkonsum in Kindesalter:

Bei Fragen zur Sprachentwicklung Ihres Kindes können Sie mich gerne kontaktieren. Für ein erstes  Beratungsgespräch stehe ich Ihnen gerne persönlich in meiner logopädischen Praxis in Augsburg oder telefonisch unter 0821 – 449 639 43 zur Verfügung.

Download Merkblatt

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